Kommunikation: Standpunkt klarmachen, ohne dass dein Gegenüber auf Abwehr schaltet.

Juli 16. 2024

„Warum hast du denn immer noch nicht aufgeräumt? Nie machst du, was man dir sagt. Du bist
so faul!“

Naa, kennst du das?

Wie fühlt sich das an, wenn du das jetzt so liest?

Was macht dieses „Warum“ mit deinen Gefühlen? Was löst das „nie“ in dir aus?

Kommunikation hat immer zwei Seiten: die des Senders und die des Empfängers. Je nachdem,
auf welcher Seite wir momentan stehen, können wir auch nur diese beeinflussen. Wir haben
keine Kontrolle über das, was von der anderen Seite gesagt oder verstanden wird. Allerdings
haben wir einen Einfluss auf die Dynamik, wenn wir unsere Seite verändern.

Hast du schon mal von „gewaltfreier Kommunikation“ nach Marschall Rosenberg gehört?

Oft geht es bei unserer „Alltagskommunikation“ um Schuld. Wer hat was getan und wie kann
es behoben werden. Es geht oft um richtig oder falsch. Nur gibt es diese Definitionen oft nicht. Wir sind alle verschieden, haben unterschiedliche
Sichtweisen und Interpretationen.

Wo der eine einen Haufen Schrott sieht, sieht der andere
Kunst. Wo der eine eine endlos langweilige Autofahrt sieht, sieht der andere eine entspannte
Zeit für sich allein zum Musik hören.

Das zu erkennen, ist der erste Schritt. Meine Realität, ist nicht deine.

Der erste Schritt im Modell der gewaltfreien Kommunikation bezieht sich auf die Schilderung
der eigenen Wahrnehmung, möglichst neutral.

„Ich bemerke, dass das Zimmer noch unordentlich ist.“ – Guter Anfang, aber immer noch
wertend.

„Ich bemerke, dass noch Dinge auf dem Fußboden liegen.“ – Besser!

Im zweiten Schritt teilst du deinem Gegenüber mit, was diese Situation mit dir macht, du äußerst deine Gefühle.
„…,das macht mich wütend, weil ich dich so oft daran erinnern muss.“ – so wird das Verhalten
des Kindes in diesem Fall kritisiert, aber nicht das Kind als Person bewertet (Beispiel oben „du
bist so faul!“)

Als dritten Schritt haben wir noch das Bedürfnis.
„Mich stört das, weil ich so nicht saugen kann. Ich habe gern eine saubere Wohnung“ – so kann
das Kind verstehen, wieso es dir so wichtig ist, dass es aufräumt.

Im vierten Schritt geht es um die konkrete Bitte oder einen Wunsch.
„Bitte räum jetzt noch xyz weg, dann kann ich saugen.“

Oder versuche herauszufinden, was das Problem auf der anderen Seite ist: „Sag mir bitte, was
dir helfen würde, damit du nicht so schnell abgelenkt wirst.“

So gibst du deinem Gegenüber die Möglichkeit, erstmal deine Perspektive zu verstehen, anstatt
auf einen Angriff sofort mit Verteidigung zu reagieren. Das braucht ein wenig Übung. In hitzigen Situationen wird es dir nicht auf Anhieb gelingen.

Deshalb trainiere am besten jeden Tag, ein Anliegen bewusst gewaltfrei zu formulieren.
Alternativ kannst du auch nach einem Streit noch mal reflektieren, wie du kommuniziert hast
und wie du es besser hättest machen können. Schreib es dir ruhig mal auf.

Denk immer dran: das, was du sendest, ist nicht automatisch, was empfangen wird. Aber du
kannst dein Bestes dafür tun.